Andreas Pflüger und sein Fachberater Bernhard Sabel über die Liaison von Literatur und Hirnforschung, Jenny Aarons Stressfaktoren, toxische Hoffnung, Reparaturmechanismen des Nervensystems und Blindheit als anderes Sehen.
Pflüger: Als Wissenschaftler wirst du vermutlich das Gefühl kennen, ein Ziel anzustreben und ihm keinen Millimeter näher zu kommen, mehr noch, dich scheinbar immer weiter davon zu entfernen. So ging es mir bei der Recherche zu Endgültig, dem ersten Roman mit Jenny Aaron. Nach einem Dreivierteljahr hatte ich mich zwar durch einen Berg von Literatur gewühlt, war Menschen begegnet, die erblindet waren oder sich als Experten mit Sehverlust befassten, und doch bekam ich keinen zwingenden Zugriff auf den Stoff. Dann meinte ein Neurochirurg erschöpft am Ende eines sehr langen Gesprächs, dass es wohl nur einen gäbe, der auf meine Fragen umfassende Antworten hätte: ein Professor in Magdeburg namens Bernhard Sabel. Er sprach von dir, als ob du übers Wasser gehen könntest. Ich habe noch aus dem Auto heraus in deinem Institut angerufen.
Sabel: Meine Sekretärin sagte, dass ein Schriftsteller am Telefon sei – ob ich überhaupt mit ihm sprechen wolle? Ich meinte, er hätte sich sicher verwählt, denn was solle ein Spezialist der Phantasie von einem Gehirnforscher wohl wollen? Nein, nein, sagte sie, er schreibe einen Kriminalroman mit einer blinden Polizistin und interessiere sich dafür, durch welche Verletzung seine Heldin blind geworden sein könnte. Das klang so verrückt, dass es mich gereizt hat. Was folgte, hätte ich nie erwartet: eine intensive Zusammenarbeit, gar eine enge Freundschaft und zum Schluss ein Krimi-Bestseller – phantastisch!
Pflüger: Genau das ist ja der Trick bei großen Recherchen: das Gegenüber zuerst einmal mit einer vermeintlich simplen Frage anzufüttern. (lacht) Dass wir so hervorragend miteinander harmonieren, halte ich nicht für pure Chemie. Wir sind gleich alt, stammen beide aus der Saar-Mosel-Region, das hat sicher geholfen. Aber Hirnforschung und Literatur haben auch einiges gemeinsam. Die meiste Zeit tasten wir uns auf unerforschtem Terrain vor, ohne zu wissen, ob wir je ankommen. Scheitern ist wahrscheinlicher als Gelingen. Um Erfolg zu haben, müssen wir über Grenzen gehen.
Sabel: Gibt es noch andere Beispiele für eine Verbindung unserer Disziplinen, oder sind wir da Vorreiter?
Pflüger: Nein, das ist längst etabliert, schon seit Mary Shelley und Frankenstein, zu dem wir später noch kommen. Aus der jüngeren Zeit sind vielleicht Stanisław Lem und Michael Crichton am bekanntesten. Oder William Boyd, mit Brazzaville Beach. Émile Zola ging noch weiter. Er stellte in seinem Roman expérimental die These auf, dass ein literarisches Werk eine Art wissenschaftliche Versuchsanordnung sei und er als Autor ein neutraler Beobachter derselben.
Sabel: Dann tröste ich mich damit, dass du als Erster eine blinde Heldin ins Leben gerufen hast, deren wissenschaftlich belegte Superfähigkeiten nur durch ihren Sehverlust möglich sind.
Pflüger: Seit wann beschäftigst du dich mit Sehbehinderung?
Sabel: Bereits als Kind habe ich mich für die Beziehung von Geist und Körper interessiert und habe Meditation gelernt, noch ehe ich Psychologie an der Uni Trier zu studieren begann. Als stolzer Empfänger eines Austausch-Stipendiums traf ich mit zwanzig an der Clark University in Worcester (USA) auf Donald Stein, einen visionären Hirnforscher. Er hatte schon in den Siebzigern die These aufgestellt, dass das Gehirn mittels Neuroplastizität Schäden selbst beheben kann. Das war der Beginn meiner lebenslangen Suche nach Reparaturmechanismen des Nervensystems. Stationen am MIT, in Princeton, Harvard und München folgte 1992 der Ruf auf eine Professur nach Magdeburg, wo ich das Institut für Medizinische Psychologie an der Otto-von-Guericke-Universität leite.
Um noch einmal auf die Gemeinsamkeiten zurückzukommen: Durch das Publizieren von Büchern und wissenschaftlichen Artikeln bin ich ja auch Autor. In gewisser Weise sind wir wohl beide Phantasten, nur in umgekehrter Weise: Ich entwickle mit Phantasie aus Fakten neue Theorien, und du bereicherst deine Phantasien mit Fakten. Was hat dich denn in die Welt der Phantasie getrieben?
Pflüger: Als du vermutlich schon ein Meditations-Guru warst, also mit acht, habe ich Kurzgeschichten geschrieben und sie im Verwandtenkreis für fünfzig Pfennig verkauft. Was nützt die Kunst, wenn man nicht davon leben kann? (lacht) Im Grunde wollte ich mein ganzes Leben lang immer erzählen, und das durfte ich dann zum Beruf machen. Viele Jahre waren es hauptsächlich Drehbücher; dass ich mich nun ganz auf meine Romane konzentriere, hat nicht zuletzt mit den Kompromissen zu tun, die ein Drehbuchautor ständig eingehen muss. Ein schönes Beispiel ist eine Szene des »Tatort Weimar«, den ich mit meinem Freund Murmel Clausen erfunden und geschrieben habe.
Tschirner und Ulmen sind in der Pathologie, Ulmen zieht eine Schublade auf, darin liegt eine uralte Frau. Die Kommissare erfahren von der Rechtsmedizinerin, dass es sich um die älteste Einwohnerin Thüringens handele, die sich mit einhundertsechs Jahren umgebracht habe. Sie hat einen Abschiedsbrief hinterlassen: »Habe jede Hoffnung verloren, eines natürlichen Todes zu sterben.« Aber Murmel und ich wollten etwas anderes und haben es nicht durchgekriegt: »Habe jede Hoffnung verloren, dem Führer ein Kind zu schenken.« Wenn du die erste Variante lustiger findest, suche ich mir einen anderen Fachberater.
Sabel: (lacht) Da kannst du unbesorgt sein. Musst du bei deinen Romanen keine Kompromisse machen?
Pflüger: Kompromisse sind der Tod jeder Kunst. Mit meinem Lektor tausche ich Argumente aus, das ist etwas anderes. Ich habe das große Glück, in Thomas Halupczok einen Mann an meiner Seite zu wissen, der meiner Vision folgen will und mich nicht einengt. Er macht Vorschläge, die in der Regel klug sind, also bin ich gut beraten, sorgfältig darüber nachzudenken. Aber am Ende muss nur einer für Wohl und Wehe des Textes geradestehen, und das bin ich. Eine große Befreiung ist im Übrigen, dass Worte nichts kosten. Ein Drehbuchautor muss ja immer auf die Kalkulation schielen, um die Geschichte dem finanziell Machbaren anzupassen. Darum lasse ich Jenny Aaron mit Wonne durch die halbe Welt jetten und betreibe einen Aufwand, der sich filmisch nur in Hollywood umsetzen ließe. Im neuen Buch, Geblendet, endet eine Observation beispielsweise im größten Flugzeugträger der Welt. Da würden deutsche Produzenten Betablocker wie Drops lutschen.
Sabel: Finde ich gut. Weil Aaron ja auch größer als das Leben ist. Was mich von Anfang an zu dir hingezogen hat: Du bist auf deine Weise genauso manisch wie ich, extrem detailversessen, akribisch, ohne dabei den großen Gedanken, den Leitstern aus dem Auge zu verlieren. Das Layout deiner Romane gestaltest du sogar selbst.
Pflüger: Vielleicht ist das der Teil der Arbeit, der mir am meisten Freude bereitet. Ich habe mit meiner Frau mal einen Dokumentarfilm über Gerhard Richter gesehen. In seinem Atelier stand ein offenes Miniaturmodell des MoMA, Richter hatte maßstabsgetreu seine Bilder reingeklebt, um eine Werkschau zu simulieren und die optimale Komposition festlegen zu können. Meine Frau meinte: »Ihr beide seid bei der Geburt getrennt worden.« Neulich war ich auch in meiner Druckerei, um zu sehen, wie das neue Buch durch die Walze gejagt wird. Der Roman ist zwar mein Baby, aber das war die Entbindungsstation. Abends bin ich dort aufgetreten, während unter mir die Worte auf das Papier gebannt wurden.
Sabel: Das muss ein großartiges Erlebnis gewesen sein.
Pflüger: Besser als die Endorphine nach einem guten Satz. (lacht) Die Doppelbedeutung geht mir erst jetzt auf.
Sabel: Leider habe ich, anders als du, nicht den Luxus, in die Tiefe meiner selbst geschaffenen Welt einzutauchen und mir die Wahrheiten oder Fakten zu suchen, die zu meiner Idee passen. In der Welt der Wissenschaft brüllt die Wahrheit uns nicht an. Vielmehr habe ich mich an dem zu orientieren, was mir die Natur ins Ohr flüstert. Wie bei einer archäologischen Ausgrabung muss ich die Fakten behutsam aus dem Boden bergen, sie bewerten und mich von dem leiten lassen, was ich finde. Ob eine gefundene Scherbe des Wissens nur Abfall ist oder ein funkelndes Artefakt, hängt nicht allein von meinem Sachverstand ab, sondern auch von der Idee, die ich zuvor hatte, der Inspiration, der ich folge. Da bin ich wohl eher vergleichbar mit deiner Heldin Aaron als mit dir. Die Fakten sind bei dir Untertanen deiner Phantasie, und meine Phantasie ist der Untertan der Fakten.
Pflüger: Nein, nein, so ist das nicht. Das hieße ja, dass ich mir die Fakten zurechtbiege. Das mag bei geographischen Dingen gehen oder bei meinen erfundenen Bushidō-Weisheiten, aber in Bezug auf Medizin und Physik oder Aarons Blindheit muss ich mich an das Mögliche und Machbare halten, sonst fliegen mir die Fakten um die Ohren.
Sabel: Wissenschaft schafft Wissen. Am Anfang steht eine (hoffentlich geniale) Hypothese, sofern man die Fachliteratur ausreichend verinnerlicht hat. Mein Credo war immer, dass Blindheit und Sehbehinderung nicht unumkehrbar sind und es für Sehbehinderte am Ende des Tunnels mehr Licht als Finsternis gibt. Also entwerfe ich immer neue klinische Studien. Wir sammeln Informationen, manchmal hunderte oder tausende von Datensätzen, werten sie aus, interpretieren die Befunde. Nicht selten tun wir einen Schritt nach vorn und zwei zurück, jahrelang. Dann schreibt man einen Beitrag für eine Fachzeitschrift, um die Forschung von anderen zu befruchten.
Pflüger: Sei nicht so bescheiden. Du publizierst in Top-Journalen wie Science oder Nature.
Sabel: (lacht) Ich hatte im Stillen gehofft, dass du es erwähnst. Oft genug muss man auch kleinere Brötchen backen – aber wissenschaftliche Käseblätter sollte man meiden wie der Teufel das Weihwasser. Das wäre tödlich für den guten Ruf.
Pflüger: Was mich am Anfang irritiert hat: Du hattest noch nie einen Kriminalroman gelesen. Ich hatte schnell den Eindruck, dass du komplett in deiner Arbeit aufgehst, alles ausblendest, was dich davon ablenken könnte. Daneben scheinst du nur in der Meditation und der Musik ganz bei dir zu sein, vielleicht auch auf deinem Segelboot. Erst später habe ich erfahren, dass du beinahe Musiker geworden wärst.
Sabel: Das einzige Buch, dass ich neben Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer in meiner Jugend gelesen habe, war der Vogelführer Was fliegt denn da? Für Literatur hatte ich als Hobby-Ornithologe weder Zeit noch Lust, mich trieb es mit dem Feldstecher hinaus in den Wald. Aber zu meiner Ehrenrettung: Ich war immer ein kleiner Künstler, denn dank meiner musikalischen Familiengeschichte hatte ich ein bisschen Talent geerbt und konnte ganz passabel Geige (und auch etwas Gitarre) spielen. In Amerika habe ich es als Student sogar geschafft, mein Taschengeld im Symphonieorchester aufzubessern: zweite Geige, letztes Pult. Auch in der Musik – wie in der Wissenschaft – folgt die Phantasie den Fakten, also die musikalische Interpretation den Noten und der Instrumentierung. Ist es nicht interessant, dass viele meiner Mediziner-Kollegen auch Musiker sind? In gewisser Weise ist ja gerade Musik ein akustischer Spiegel unseres Gehirns: Es kommt auf die Synchronisation vieler Elemente an – der Instrumente in der Musik und Hirnwellenaktivität im Gehirn. Es ist eine höhere Ordnung, die richtige Reihenfolge, die ästhetische Schönheit des Arrangements, wenn der magische Moment einer Harmonie einem Gänsehaut bereitet. Oder, noch beeindruckender, wenn eine Stille folgt, in der die Musik und die Hirnwellen nachschwingen. Der Musikästhetiker Ferruccio Busoni meinte, die wahre Musik sei die Pause, die Idee, die unser Gehirn verarbeitet, auch wenn die musikalische Passage bereits vorbei ist. Ist es das, was deine Romane vielleicht in unserem Gehirn bewirken: eine Art Neuordnung oder Synchronisation unserer eigenen Gedanken, Erinnerungen, Wünsche und Phantasien? Ist es vielleicht das, was passiert, wenn wir uns trotz der Spannung beim Lesen deiner Thriller immer wieder zeitvergessen in der Ruhe der Lektüre und der Poesie deiner Sprache verlieren, was wie Busonis Pause ist – die wahre Musik in unserem Gehirn? Auch deine Leser brauchen sicher zwischendrin mal eine Pause, oder?
Pflüger: Eigentlich entsteht Literatur ja immer in den Pausen, den Leerräumen zwischen den Wörtern, die jeder mit einer eigenen Bedeutung füllen muss. Aber das gilt natürlich nicht für meine Actionpassagen, da treibe ich den Leser erbarmungslos durch. Und dann musst du als Autor ein Gefühl dafür haben, wann der Scheitelpunkt der Erregung erreicht ist, und dem Leser die Chance geben, wieder durchzuatmen, sich in eine Kontemplation fallen zu lassen. Deshalb sind meine Romane in einer Wellenbewegung erzählt, das ist ein fein austarierter Rhythmus. Ich verwende nicht wenig Zeit darauf, bis ich damit zufrieden bin.
Sabel: Das ist das Nichts-tun nach dem Tun. Kein Tun, kein Nacheffekt. Darum praktiziere ich seit über vierzig Jahren täglich Mantra-Meditation, ein Abtauchen in den stillen Ozean des innersten Selbst. Es ist nicht nur ein hervorragender Ausgleich für den Alltagsstress, sondern auch der Nachhall des Tages, den ich einfach genieße, der die Gedanken mühelos aufsteigen lässt, sie entkrampft, damit ich sie anschließend neu sortieren kann.
Pflüger: Genau das empfinde ich, wenn ich auf meiner Harley sitze.
Sabel: Entschleunigen durch Beschleunigen, finde ich gut.
Pflüger: Wie passt deine esoterische Ader eigentlich zu einem Wissenschaftler, der nur an Fakten glaubt?
Sabel: Meditation ist keine Esoterik, sondern eine praktische Angelegenheit. Auch Gefühle und Stress sind Fakten, ganz persönliche. Mein originäres ist die Psychologie, die Lehre vom Erleben und Verhalten. Die ist sowohl empirisch als auch eine Erfahrungswissenschaft. In einer klinischen Studie habe ich letztes Jahr mit Kollegen aus New Delhi nachgewiesen, dass Meditation massiv Stresshormone abbaut, das Immunsystem stärkt und selbst die Aktivität von über hundert Genen verändern kann. Das haben wir an Patienten mit Grünem Star getestet. Nach vier Wochen war ihr Augendruck wieder normal, und zwar ohne Tropfen, wofür mich Augenärzte und die Pharmaindustrie sicher nicht lieben werden. Meditation ist hoch effektiv und darum auch ein wichtiger Teil meines ganzheitlichen Behandlungsprogramms. Übrigens auch viel gesünder als Rauchen. Auf deinem Schreibtisch sehe ich eine Zigarettenpackung mit dem Hinweis: Rauchen erhöht das Risiko zu erblinden.
Pflüger: Womit wir wieder bei Jenny Aaron wären. Sie führt ein Hochgeschwindigkeitsleben, allein das ist Stress genug. Aber hinzukommt, dass sie zum Opfer wurde, was ganz und gar nicht zu ihrem Selbstbild passt, und dass sie ihren Kummer mehr oder weniger mit sich allein ausmacht. Außerdem tut sie permanent so, als ob sie gar nicht blind wäre, was furchtbar anstrengend ist. Wenn man so will, ist sie ein Spiegelbild zu Gantenbein, der literarischen Figur von Aarons Lieblingsschriftsteller Max Frisch, einem Mann, der vorgibt, blind zu sein, obwohl er sehen kann.
Sabel: Es gibt auch Blinde, die mich an Gantenbein erinnern. Die setzen ihre Umgebung unter Druck, um Aufmerksamkeit zu erhalten oder ihren Kontrollzwang über andere zur vollen Entfaltung zu bringen. Das nennt sich »sekundärer Krankheitsgewinn«. Und was Aaron betrifft: Immerhin meditiert sie.
Pflüger: Aber das ist sicher nicht die Art Meditation, die du deinen Patienten zum Stressabbau rätst. Bei Aaron geht es darum, sich unempfindlich gegen Schmerzen zu machen oder Muskelkontraktion und Kampfkraft zu erhöhen.
Sabel: Das »mit sich allein ausmachen« ist ein wichtiger Punkt. Viele Menschen, insbesondere Frauen, stellen ihre eigenen Bedürfnisse stets hinten an. Sich für andere aufzuopfern ist Stress pur und kann zu Sehverlust führen. Jesus ist schon für die Schuld der Welt am Kreuz gestorben. Das braucht keiner zu wiederholen. Es ist kein Wunder, dass Aaron leicht kalte Hände und Füße bekommt und obendrein Schlafprobleme hat, klare Anzeichen für Stress.
Pflüger: Dabei muss ich an den Schweizer Augenarzt Josef Flammer denken, mit dem ich mich in der Recherche beschäftigt habe, nachdem du mich auf ihn aufmerksam gemacht hast. Der konnte diesen Effekt bei Glaukom-Patienten über Jahrzehnte beobachten.
Sabel: Ja, nach ihm wurde das »Flammer-Syndrom« benannt. Es beschreibt gleichzeitig Ursache und Folge verschlechterter Durchblutung im Auge (aber auch anderen Organen). Die Nervenzellen erhalten zu wenig Sauerstoff, bleiben inaktiv und können keine Sehimpulse mehr verarbeiten. Auch ein Ferrari mit dem stärksten Motor braucht Benzin. Es kann zu einem langsam fortschreitenden Sehverlust kommen, der nicht allein durch eine Steigerung des Augeninnendrucks erklärbar ist. Die gute Nachricht ist: Nicht alle Zellen sterben ab, und eine verbesserte Durchblutung von Auge und Gehirn – angeregt durch Mikrostrom oder Stressreduktion – kann diese Zellen tunen und eine Seherholung bewirken.