Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Belletristik alphabetisch. Musik und Noten, Geschichte, Kunst und Fotografie, Philosophie und Religionen nach Epochen. Biographien kommen zu den Werken der Biographierten, stehen also überall. Außerdem unterscheiden wir Sprachen, Reisen und die oft benutzten Regale von »How to …«: Kochen, Gärtnern, Fahrrad Reparieren, Schneidern.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Jonathan Franzen, Crossroads. Zwischen zwei eigenen Büchern – wie jetzt – versuche ich, manches nachzuholen, was ich an Neuerscheinungen verpasst habe. Tatsächlich erhole ich mich in diesen Phasen allerdings ein bisschen vom Lesen – denn meine Bücher entstehen auch durch fast manische, zuweilen recht schräge Lektüren. Für Aufklärung. Ein Roman habe ich mich – neben vielem anderen – durch Die vernünftigen Tadlerinnen gefressen, Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit exzerpiert und mit dem Nutzbaren, galanten und curiösen Frauenzimmer-Lexicon jeden Tag begonnen und beschlossen.
Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Der Struwwelpeter, Max und Moritz, das Bilderbuch Alle Tage fröhlich sein von Hilde Hoffmann, die Grimm’schen Märchen sowie Die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren stehen noch mit ihren Marmeladeflecken und teilweise zerfleddert im Regal – ach ja, eine Kinderbuchabteilung haben wir auch.
Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Äh – gute? Durchdachte, deren Form den Inhalt beflügelt und umgekehrt. Feministische, gewitzte, ironische. Ich liebe Tragikomödien, die unserem nichtigen Leben mit aufmüpfigem, traurigem Lachen einen Moment Würde in dieser elenden Welt verleihen. Thomas Mann etwa bewundere ich nicht nur als Epiker, sondern gerade auch als Komiker.
Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Meine Mutter suchte regelmäßig Trost in einem illustrierten Prachtband mit ausgewählten Werken von Theodor Storm. Als ich noch nicht lesen konnte, verlor ich mich in den grandiosen Zeichnungen und Skizzen von Adolph Menzel sowie den farbigen Gemälden u. a. von Max Liebermann, mit denen der Band reich ausgestattet war. Der Schimmelreiter erschloss mir dann den Weg in die Literatur jenseits der Kinderbücher.
Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Orlando von Virginia Woolf. Es gibt nichts Schöneres und Klügeres. Zertrümmert die Gattungen Roman und Biographie theoretisch und erneuert sie zugleich erzählerisch.
Wer soll ihre Bücher einmal bekommen?
Freundinnen und Freunde mögen sich Erinnerungen nehmen, und eventuell interessiert sich mal ein Archiv für die Bücher meiner Handapparate, die zu meinen Arbeitsmaterialien gehören. Aber man muss sich da keine Illusionen machen: Private Bibliotheken gelten als liebevoll zusammengetragenes Altpapier, das eines Tages entsorgt werden muss.
Wie sieht/sähe Ihre ideale Bibliothek aus?
Sie würde automatisch mitwachsen und hätte immer genau die richtigen Regalmeter: wohnlich gefüllt, aber noch mit Platz für genau dieses neue Buch.